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über mich
„Was ist der Unterschied zwischen Tokyo und Detmold?“
Diese Frage wurde mir im Juni 2009 bei der Sprachprüfung während meiner Aufnahme an der Hochschule für Musik in Detmold gestellt. Natürlich fallen einem sofort die Unterschiede in Größe, Klima und Sprache ein. Doch diese Frage blieb mir im Gedächtnis – und begleitet mich bis heute.
Damals begann für mich eine spannende und herausfordernde Zeit: Mein erster richtiger Winter mit monatelangem Schneefall und frostigen Nächten bei minus 10 Grad, das Entdecken von mir bis dahin unbekannten Lebensmitteln, und die Erfahrung, dass sonntags tatsächlich alles geschlossen bleibt – zumindest fast alles. Aber ich habe schnell gelernt, mich mit diesen ungewohnten Dingen zu arrangieren und auch die Vorteile zu entdecken. Vor allem war es mir wichtig, offen zu bleiben und mich nicht zurückzuziehen. Der Kontakt zu anderen Studierenden half mir dabei sehr.
Was mich besonders fasziniert hat, war die unglaubliche Vielfalt an Menschen: An der HfM Detmold waren damals Studierende aus über 40 Nationen vertreten, und selbst die deutschen Kommiliton*innen kamen aus allen Ecken des Landes. In dieser Zeit habe ich viel über den Austausch von Kulturen nachgedacht – und darüber, wie Musik uns verbindet.
Übrigens habe ich damals auch meinen Mann kennengelernt. Er wechselte nach zwei Jahren für sein Studium nach Stuttgart, und erst Jahre später haben wir uns dort wiedergetroffen und näher kennengelernt. Heute ist er Kirchenmusiker und Konzertorganist, und durch ihn habe ich spannende Einblicke in die historische Aufführungspraxis, Oratorien und die Arbeit mit Ensembles bekommen. Sein akribischer Umgang mit Urtext-Editionen, Fingersätzen und Interpretationen fasziniert mich immer wieder und zeigt mir, wie lebendig Musik ist.
Eine Frage, die wir beide oft hören, lautet: „Warum müssen Sie eigentlich noch üben, wenn Sie das doch schon alles können?“ Meine Antwort darauf ist immer: Musik ist wie Leistungssport – wer aufhört zu trainieren, verliert schnell an Form. Doch Üben ist nicht nur Technik. Es geht darum, Stücke immer wieder neu zu entdecken, ihre Tiefe zu spüren und diese Emotionen weiterzugeben – sei es auf der Bühne oder im Unterricht.
Musik ist für mich kein „Malen nach Zahlen“. Es ist ein Prozess, der nie abgeschlossen ist. Die Kraft, Menschen mit Musik zu berühren, ist mein höchstes Ziel – sei es, wenn ich spiele oder unterrichte.
Die Tiefe und Ausdrucksstärke alter Aufnahmen, wie die von Horowitz, inspirieren mich dabei immer wieder. Genau das möchte ich auch meinen Schüler*innen mitgeben: Musik, die nicht nur gehört wird, sondern wirklich berührt.

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