Zwischen Konzertsaal und Klavierbank
Zwischen Konzertsaal und Unterrichtsraum begann ich schon früh, über die Verbindung von künstlerischer Praxis und pädagogischer Arbeit nachzudenken. Wie kann man die eigene Virtuosität und musikalischen Ausdruck so weitergeben, dass Schüler*innen davon profitieren? Besonders inspiriert hat mich die intensive Auseinandersetzung mit Instrumentalpädagogik während meines Studiums, die meine Sicht auf das Unterrichten nachhaltig geprägt hat.
Heute vereine ich technische Präzision, Bewegungsanalyse und musikalisches Verständnis zu einem ganzheitlichen Ansatz, der sich individuell auf die Bedürfnisse der Lernenden anpasst.

Kunst des Lehrens!?
Schon während meines Bachelorstudiums in Japan begann ich, meine ersten Unterrichtserfahrungen zu sammeln. Damals stand ich noch selbst mitten im intensiven Ringen um Perfektion und die Bewältigung hochvirtuoser Passagen und anspruchsvoller Repertoires.
Doch früh stellte sich mir die Frage:
Wie können diese Erkenntnisse und Lösungen an die nächste Generation weitergegeben werden?
Als junge Pädagogin war ich oft mit der Herausforderung konfrontiert, meinen Schüler*innen den richtigen Weg zu weisen – besonders, wenn ich selbst auf Stolpersteine traf. Doch ein guter Pädagoge ist nicht nur Begleiter, sondern auch ein Wegbereiter, der mit neuen Perspektiven weiterhilft.
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Ein Schlüsselmoment für meinen weiteren Weg war die Begegnung mit Prof. Ulrike Wohlwender an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Die HMDK bietet – anders als viele andere Musikhochschulen – einen eigenständigen Schwerpunkt für Instrumentalpädagogik, der von Prof. Wohlwender mit Leidenschaft und Weitblick geleitet wird. Diese intensive Auseinandersetzung mit der „Kunst des Unterrichtens“ führte mich schließlich zu einem Masterstudium der Klavierpädagogik, das ich 2019 mit Bestnoten abschloss.
Die Kunst des Perspektivwechsels
Im Klavierunterricht ist es jeden Tag aufs Neue entscheidend, die Perspektive der Schüler*innen einzunehmen: Wo liegen ihre Hürden? Was blockiert sie? Von der Vorbereitung auf Wettbewerbe – ob regional, national oder international, wie etwa den Internationalen Klavierwettbewerb Ettlingen – bis hin zur detaillierten Bewegungsanalyse virtuoser Etüden, spielen musikalische, technische und psychische Aspekte eine zentrale Rolle. Instrumentalpädagogik bedeutet, all diese Elemente mit Musiktheorie, Musikgeschichte und dem Verstehen ihrer Zusammenhänge zu verbinden. Wie bei einem Schweizer Uhrwerk greifen unzählige kleine Schritte ineinander – jeder einzelne verdient dabei höchste Aufmerksamkeit und Sorgfalt.
Diese Arbeit ist eingebettet in eine sich wandelnde Gesellschaft und den Fortschritt technischer Möglichkeiten. Während meines Masterstudiums entwickelte ich die Idee, das Unterrichtsmaterial durch professionelle Audioaufnahmen zu ergänzen.
So entstand eine Aufnahme des Jugendalbums Toll in Moll (Breitkopf & Härtel), die nicht nur bei Kritikern und Fachmagazinen großen Anklang fand, sondern den Beginn einer fruchtbaren Zusammenarbeit markierte.
Weitere Produktionen wie Hello Mr. Gillock, Schöne Klavierstücke für alle Fälle oder Das vierhändige Tastenkrokodil folgten.

Pädagogik, Lehre und Forschung
Neben meiner praktischen Unterrichtstätigkeit widme ich mich der theoretischen Vertiefung und Reflexion. Themen wie Improvisation, Musikphilosophie und ästhetische Erfahrungen im Klavierunterricht inspirieren mich dabei besonders. Meine Forschungsergebnisse teile ich regelmäßig in Fachartikeln (Üben & Musizieren) und auf Tagungen von EPTA (European Piano Teachers Association).
Seit dem Wintersemester 2022/23 unterrichte ich Klavierpädagogik an der HMDK Stuttgart, wo ich 2023 auch eine Vertretungsdozentur für Klavier übernahm.
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Für mich ist die Verbindung von Lehre, Forschung und künstlerischer Praxis eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration – und eine tägliche Einladung, neue Wege in der Instrumentalpädagogik zu entdecken.